Leider war der Kampf nicht zu gewinnen. Sie hat alles gegeben und doch verloren. Ich mag mir aber lieber vorstellen, dass sie es geschafft hat.
Vielleicht sitzt sie jetzt auf einem hübschen kleinen Stern, kerngesund und voller Zufriedenheit und geht wieder jeden Tag schwimmen, weil sie nix daran hindert - keine Krankheit, keine Entzündung, keine Hilfsmittel ... einfach nur die Mama im Wasser ... Wie sie hin und her ihre Bahnen zieht und damit prahlt, dass sie immer noch 25m tauchen kann ("und das nach 1000m und ohne Kopfsprung!") ...
Eigentlich wollte ich ihr zum nächsten Geburtstag im Oktober ein kleines Büchlein schenken mit vielen einzelnen Erinnerungen und Erlebnissen von möglichst vielen Menschen, die sie kennen. Damit wir das jetzt doch noch auf eine andere Art und Weise hinbekommen, möchte ich euch hiermit gern ermutigen vielleicht eine kleine Anekdote aufzuschreiben. Letztendlich brauche ich natürlich keine Bestätigung, was für eine tolle Person meine Mama war, aber es wäre sehr schön, meinen Kindern später einmal die vielen kleinen tollen Momente zu berichten, die ihre Omi ausgemacht haben. So kann sie in unseren Erzählungen noch lebendiger bleiben. Also ran an die Tastatur und erzählt lustiges, emotionales, tolles ... einfach das was euch in den Sinn kommt, wenn ihr an sie denkt ...
Ich sehe sie schon von oben herab mit den Augen rollen, weil sie wahrscheinlich oft eine ganz andere Sichtweise auf einzelne Momente hat als wir ...
Ich fang mal an:
Gegeben hat sie immer alles, was ging ... Zeit, Tipps, finanzielle Unterstützung, aber vor allem Liebe, Hingabe und Bedingungslosigkeit... am Anfang meines Studiums in Chemnitz hat sie mich sogar nahezu wöchentlich hingefahren und wieder abgeholt, damit ich die "beknackte" Zugverbindung nicht nutzen muss ... oder sie hat mich in meiner Jugend vom hintersten Dorf morgens halb vier von einer Party abgeholt ... "Ich kann doch eh nicht schlafen, wenn du nicht da bist, dann kann ich dich auch abholen!" ... wenn notwendig fuhr sie die Strecke sogar mehrmals, damit auch alle meine Freunde sicher nach Hause kommen ...
Mit einem Lächeln denk ich auch immer daran, dass sie mir bei jedem neu gestarteten Schwimmkurs freudestrahlend berichtet hat, dass sie alle Namen der Kinder nach einer Woche im Kopf hatte ... Generell war es einfach faszinierend, sie mit Kindern zu beobachten ... allem voran mit ihrem lang ersehnten Enkel ... Das Hintergrundbild auf ihrem Telefon ist immer noch mein Sohn mit seiner Seepferdchen-Urkunde aus dem letzten Sommer ...
Beim Training hat sie jeden Montag aufs neue aus dem Handgelenk eine komplette Stunde gezaubert, während sie mich belächelt hat, wenn ich mir kleine Trainingspläne geschrieben habe, um sie dann doch wieder zu verwerfen ...
Ich hab auch nie verstanden, warum sie ihren Wecker immer zu seltsamen Zeiten gestellt hat ... 5:44 Uhr oder 6:33 Uhr ... Warum konnte sie nie genau erklären ... die Zahlen gefielen ihr einfach besser...
Ich könnte, glaub ich, noch Stunden weiter tippen ... aber jetzt seid ihr dran ... haut raus ... woran denkt ihr gern zurück? ... Ich bin gespannt ...
Peggy